8. | Stress

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Wie können wir besser mit Stress umgehen?

In der Reha-Klinik hielt ich 17 Jahre lang den Stress-Vortrag, den ich Euch in dieser Folge als Kurzfassung wiedergebe. Darin stelle ich Euch kurzfristige und langfristige Möglichkeiten zur Stressbewältigung vor und erkläre, warum wir ein wenig Stress auch brauchen. Wie reagieren verschiedene Persönlichkeitstypen auf Stress und gibt es einen Unterschied zwischen Frauen und Männern?

Stress ist die Reaktion auf auslösende Bedingungen, die Stressoren genannt werden.

Bei langandauerndem und intensivem Stress reagieren wir auf der körperlichen Ebene vor allem mit muskulären Verspannungen und Schmerzen. Rückenschmerzen ist die Volkskrankheit Nummer eins in Deutschland, gefolgt von Kopfschmerzen. Auch die inneren Organe leiden und so kann es  zum Herzinfarkt, Gastritis und zu Magengeschwüren kommen. 

Gibt es Persönlichkeitsunterschiede bei der Herausbildung der Symptomatik?

Prädestiniert für einen Herzinfarkt sind die Ehrgeizigen und Perfektionisten, oft mehr die Männer.  Magenprobleme haben eher die Ängstlichen, die alles in sich „hineinfressen“ und nicht wagen Nein zu sagen. Das sind oft Frauen.

Traurigkeit, Depression, Angst, Gereiztheit und Aggressivität sind die häufigsten seelischen Stressreaktionen. Das vegetative Nervensystem reagiert zum Beispiel mit Schwindel und hohem Blutdruck. Vielleicht bilden wir auch Tics aus und haben plötzlich ein Augenzucken. Unser Denken wird womöglich immer gestörter, wir haben starke Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und denken, wir dass wir dement werden.

Stress ist an sich nichts Schlechtes, sondern ein uraltes Programm unserer Gene, um bei Gefahr sofort reagieren zu können, entweder mit Kampf oder Flucht. Adrenalin wird ausgeschüttet, rote Blutkörperchen vermehrt produziert, damit Gehirn und Muskeln optimal arbeiten können. Wir brauchen eine gute Dosis Stress, um erfolgreich gute Arbeit zu leisten. Danach sind Pausen und Entspannung sehr, sehr wichtig. Daher lernen alle Patient:innen in der Reha-Klinik mindestens ein Entspannungsverfahren und bei mir ja auch Meditationtechniken.

Unterschiedliche Persönlichkeiten bewerten den gleichen Stress ganz unterschiedlich. Ein ängstlich- unsicherer Mensch lässt sich schneller irritieren. 

Es gilt den hausgemachten Stress zu erkennen und nach den Ursachen zu suchen – die meist schon früh in der Kindheit angelegt sind. Glaubenssätze, die wir verinnerlicht haben, stressen uns enorm: Du bist nicht genug, Du bist nichts wert, dick, hässlich, dumm und so weiter. 

Diese negativen Gedanken lassen innere Antreiber entstehen, wie: mach es allen recht, sei perfekt, sei stark, mach es schnell.

Um mit Ruhe und Gelassenheit zu reagieren, ist es notwendig, sich dieser Glaubenssätze und Antreiber bewusst zu werden, ihren Hintergrund zu verstehen, sie zu hinterfragen und über Bord zu werfen.

Wie gehst Du also konkret besser mit Stress um? Dabei können die „4 A’s“ von Prof. Gert Kaluza helfen, auf die ich in dieser Podcast-Folge genauer eingehe: 1. Annehmen, 2. Abkühlen, 3. Analysieren, 4. Aktion.

Genauso wichtig ist die Gewaltfreie Kommunikation, um die Gräben und den Stress im Gespräch nicht noch zu vertiefen, sondern Brücken zu bauen.

Effektive kurzfristige Möglichkeiten zur Stressbewältigung sind: 

  • Entspannungstechniken wie die Konzentration auf den Atem anwenden.

  • Die Wahrnehmung auf etwas Schönes lenken.

  • Positiv mit sich selbst sprechen.

  • Sich auch mal abreagieren und die angestaute Stressenergie des Tages durch Bewegung oder den „Urschrei“ lösen. Einmal um den Block gehen mit dem Hund oder dem Mann… Das Tischtennisspiel nicht absagen.


Zu den langfristigen Möglichkeiten zur Stressbewältigung gehören:

  • Entspannungsfähigkeit

  • Zeitmanagement

  • Pflege der Kontakte

  • Einstellungsänderung

Letztere ist leider nicht so schnell hinzubekommen und setzt tiefe, klärende Prozesse voraus, in die wir in der Psychotherapie eintauchen.

Ganz zum Schluss noch der Spruch der Anonymen Alkoholiker, der Stressbewältigung pur ist:

Lieber Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
— Friedrich Christoph Oetinger
Margret Mees