5. | Meditation first
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Nach kurzen Yogaübungen gehe ich am Anfang jeder Gruppentherapie für eine Minute in die Meditation:
Du setzt Dich auf einen Stuhl und erdest Dich mit Deinen Füßen, möglichst ohne Schuhe, am Boden. Dein Rücken ist aufrecht und nicht angelehnt. Du entspannst Dein Gesicht, Deine Schultern, Deinen Bauch und gehst mit Deiner Aufmerksamkeit zum Atem, der frei ein und ausströmt. Der Brustkorb hebt und senkt sich, genau wie der Bauch und die Nasenflügel bewegen sich leicht. Du kommst an in Deinem Körper und genießt es einfach nur zu sein und zu atmen. Alles was kommt an Gedanken, Gefühlen oder körperlichen Sensationen nimmst Du an und wahr und lässt sie weiterziehen wie Wolken am Himmel. Du verstrickst Dich nicht darin, sondern gehst immer wieder in dieses angenehme Gefühl einfach in der Stille zu sein und zu atmen.
Dann kannst Du Deinen Atem angenehm verlängern. Länger ausatmen, kurz innehalten am Ende der Ausatmung, dann länger einatmen bis hinunter in Dein Zwerchfell und Deinen Bauchraum und wieder kurz innehalten nach der Einatmung und so fort.
Das beruhigt Deinen Geist. Das machst Du für eine Minute. Dann lässt Du den Atem wieder ganz frei fließen und bleibst noch für einen Moment achtsam beim Atem.
Dadurch schaffen wir eine gute Voraussetzung, um im anschließenden Gruppengespräch präsenter zu sein. Oft geht es um das Thema Schuldzuweisung und die Projektion alter Gefühle von Ärger und Hass in aktuelle Konflikte und wie wir aus diesem Muster wieder aussteigen können.
Was ich meinen Patient:innen immer wieder sage ist, dass wir zwar unsere Geschichte nicht ändern können, aber unsere Einstellung dazu. Bei vielen löst das jedoch zunächst Unbehagen aus, weil sie es ungerecht finden – Wieder sollen sie sich verändern und nicht derjenige, der sich falsch verhalten hat. Nicht sie seien Schuld, sondern der andere.
In einem Fall war es zum Beispiel die Chefin, die sich unmöglich verhalten habe. Das führte bei der Patientin zu viel Ärger und sogar Hass. Im Gespräch wurde dann deutlich, dass die Chefin einen Hass „erbt“, der ursprünglich gegen ihren gewalttätigen, alkoholabhängigen Vater, der die ganze Familie terrorisierte, gerichtet war. Wir nennen das Projektion. Wir projizieren unbewusst alte Gefühle in neue Situationen. Die Chefin wurde zu ihrem Vater und ironischerweise verhielt sich die Patientin genauso ärgerlich und hasserfüllt wie es der eigene Vater getan hatte – obwohl sie doch niemals so werden wollte wie dieser. Dadurch wird eine konstruktive Lösung verhindert.
Sich dessen bewusst zu werden kann uns tief von diesen alten Mustern befreien. Dann agieren wir nicht mehr mit alten Schuldzuweisungen und sind auch nicht länger mit der ursprünglichen Person und dessen Verhalten identifiziert. Wir übernehmen endlich Verantwortung für unser aktuelles Verhalten und sind in der Lage unsere Meinung und unsere Bedürfnisse mit mehr Selbstvertrauen auszudrücken.
Thich Nhat Than www.plumvillage.org
Luise Reddemann www.luise-reddemann.de
Albrecht Mahr www.mahrsysteme.de